Für Abrehet Asmelash Btsue wird das diesjährige Weihnachtsfest trotz der Coronakrise ein besonders schönes Weihnachtsfest. Sie darf es nach vielen Jahren der Trennung endlich gemeinsam mit ihren drei Kindern feiern. Möglich gemacht haben dies Marina Lefler, von der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer im Haus der Kulturen, und Anke Adamczyk, die sich ehrenamtlich mit viel Mut, Engagement und Courage für die alleinerziehende Mutter aus Eritrea eingesetzt hat. Ein Nachbar hatte Anke Adamczyk auf den Fall aufmerksam gemacht. Bereits 2012 war Abrehet Asmelash Btsue gemeinsam mit einem ihrer Söhne aus Eritrea geflohen und musste ihre Tochter und den ältesten Sohn zurücklassen. In der Beratung des Hauses der Kulturen stellte sie neben dem eigenen Asylantrag einen Antrag auf Familienzusammenführung. Doch obwohl ein Rechtsverfahren eingeleitet wurde, schien etwas zu haken. Für Anke Adamczyk stand sofort fest: "Hier muss jetzt etwas passieren." Sie nahm Kontakt zu Abrehet Asmelash Btsue auf, begleitete bei Behördengängen und organisierte notwendige Dokumente. Die beiden Kinder lebten mittlerweile bei einem Vormund in Äthiopien. Die dortige politische Lage machte der Mutter zusätzliche Sorgen. Immer wieder wurden neue Dokumente eingefordert und eingereichte Unterlagen als ungültig erklärt. Gemeinsam mit Abrehet Asmelash Btsue fuhr Anke Adamczyk zur Botschaft Eritreas in Berlin, um dort vorzusprechen. "Ich hatte das Gefühl, die Botschaft würde das regelrecht blockieren." erklärt Anke Adamczyk. "Da war meine Geduld am Ende." Es war Freitagnacht, als sie eine Mail an Außenminister Heiko Maas schrieb und von den andauernden Verzögerungen berichtete. Bereits am Montagmorgen hatte sie die Antwortmail einer Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes im Posteingang. Der Fall wurde erneut geprüft und dann ging plötzlich alles recht schnell. Am 12. November erhielt Abrehet Asmelash Btsue die Nachricht, dass ihre Kinder drei Tage später in Frankfurt landen würden. Die Wiedersehensfreude bei Mutter und Kindern war riesig, auch wenn sie zunächst in ihrer Wohnung in Quarantäne bleiben mussten. Marina Lefler, die den Fall vom Haus der Kulturen aus begleitet hat, freut sich über die gelungene Familienzusammenführung und überreicht den Kindern als Willkommensgeschenk einen Fußball, Mütze, Modeschmuck, Wörterbücher und Süßigkeiten. Noh Amanuel Kflemaryams Augen strahlen - der 18jährige liebt es, Fußball zu spielen und seine Schwester Nardos freut sich über die Kette. Der jüngere Bruder der beiden war Zuhause in der gemeinsamen Wohnung geblieben, um am Homeschooling teilzunehmen. Zwar steht dafür nur das Handy der Mutter zur Verfügung, aber das Lernen ist Abrehet Asmelash Btsue wichtig, in Eritrea war sie Lehrerin und hat Mathematik und die Landessprache Tigrinya unterrichtet. Deshalb wird sie auch ihre beiden anderen Kinder in der Schule in Recklinghausen anmelden und hofft, dass Noh dort in die Klasse aufgenommen wird, auch wenn er schon seit Ende November volljährig ist. Die Flugkosten wurden vom Diözesancaritasverband in Münster und der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Migration und Kommunikation übernommen. Marina Lefler hat den Scheck für Anke Adamczyk, die die Tickets mit ihrer Kreditkarte vorab bezahlt hatte, bereits dabei. "Dann fehlen jetzt eigentlich nur noch zwei Betten für die Kinder." sagt sie. "Momentan schlafen die Kinder noch auf Matratzen." Doch Abrehet Asmelash Btsue winkt lachend ab. "Das kommt irgendwann. Jetzt sind wir zusammen und das ist gut."
Wer die Arbeit des Hauses der Kulturen unterstützen oder etwas spenden möchte, kann sich an Marina Lefler, Tel. 02366 180-715, m.lefler@haus-der-kulturen.de wenden.