Herten. Eigentlich hatte Bernhard Raspel sein Leben ganz anders geplant. Nach der Ausbildung zum Sanitärinstallateur und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer wollte er sich selbstständig machen und einen eigenen Handwerksbetrieb aufbauen. Doch zunächst stand noch der zu leistende Zivildienst an. Gut für ihn, gut für die Caritas - denn bei seinem Dienstantritt am 1.5.82 beim Caritasverband Herten lernte er den charismatischen Geschäftsführer Hermann Schäfers kennen. "Und aus Bernhard machte der kurzerhand auf der Schreibmaschine Bernd." erinnert sich Bernd Raspel lachend. Die Zeit sei für ihn sehr prägend gewesen, erinnert er sich heute. "Hermann Schäfers hat den Blick auf den Menschen gerichtet, sich Zeit für das Gespräch genommen und jedem vermittelt - Du bist wichtig, jetzt!" Sein Tun orientierte sich dabei stets an seinem tiefen christlichen Glauben und bewusst hat er sich derer angenommen, die am Rande stehen. Aus seinen Worten "Wenn niemand zuständig ist, bin ich zuständig." hat sich der Leitspruch der Hermann-Schäfers-Stiftung, die sich für eine Soziale Zukunft Hertens stark macht und vom Caritasverband Herten treuhänderisch verwaltet wird, entwickelt. Bernd Raspel hält auch nach seinem Zivildienst weiter Kontakt zur Caritas und entscheidet sich, soziale Arbeit zu studieren. Nach einigen Jahren in der Seniorenberatung beim Caritasverband Bottrop wechselt er Ende 1990 als Einrichtungsleiter des Caritas-Zentrums Franz von Assisi nach Herten - noch auf ausdrücklichen Wunsch des kurz davor verstorbenen Hermann Schäfers. "Die Projektarbeit hat mir immer viel bedeutet." so Bernd Raspel. "Durch die Ausbildung wusste ich ja, wie Baustelle funktioniert, und mit Matthias Müller als Geschäftsführer und den Verwaltungsleitern Peter Joachimsmeier und nachfolgend Markus Hoffmann viel möglich und kreativ umsetzbar - dafür bin ich heute sehr dankbar." Zu der Leitung des Caritas-Zentrums kamen im Laufe der Jahre zwei weitere Pflegeeinrichtungen hinzu. Nach mehrjähriger Planung wagte die Hertener Caritas mit dem Neubau und der Eröffnung der Hausgemeinschaft St. Barbara 2008 die Umsetzung eines neuen Wohnkonzeptes für Menschen mit Demenz. In vier Wohnbereichen leben 40 an Demenz erkrankte Menschen und können in dem "Mitmachhaus" noch vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen vom Wäschefalten über das Kartoffelschälen in den Alltag einbringen. Nahezu parallel übernahm der Caritasverband 2007 von der Pfarrgemeinde St. Maria Heimsuchung unter der Federführung Bernd Raspels die Betriebsträgerschaft des Kardinial-von-Galen-Hauses und schaffte mit dessen Modernisierung, dass die meisten Gäste beim Eintreten überrascht sind: So hätten sie sich ein Altenheim nicht vorgestellt. Ob im Tagesgeschäft oder bei seinen Projekten - Bernd Raspel orientiert sich stets an den Bedürfnissen der Menschen und nimmt dabei sowohl Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige und die Mitarbeitenden in den Blick. "Alles, was man daraus entwickelt, tut den Menschen gut. Und darum geht es doch letztendlich bei unserer Arbeit." Bei der Modernisierung des Caritas-Zentrums macht er sich daher für einen Pflegebereich stark, der nur selten in stationären Einrichtungen zu finden ist: Die gemeinschaftsorientierte Pflege. Hier leben 8 pflegebedürftige Menschen, deren Lebensraum sich komplett auf das Bett beschränkt. Mit großen Schiebetüren kann Gemeinschaft geschaffen und gleichzeitig Privatsphäre gewahrt werden. Oft zieht der Duft von frisch gebackenem Kuchen durch den Bereich und die Pflegebetten werden in die großzügige Wohnküche oder bei gutem Wetter auf die Dachterrasse unter den Sonnenschutz geschoben. Der Aufgabenbereich von Bernd Raspel hört nicht auf zu wachsen - 2015 übernimmt er im Rahmen interner Umstrukturierungen die Leitung des Fachbereiches "Leben im Alter". Nun gehören auch die Tagespflege Lichtpunkte vor Ort, die Ambulante Pflege und Häuslichen Hilfen, die Caritas-Reisen, der Ambulante Hospizdienst, Kurzzeitpflege, Pflegeberatung und die Seniorenwohnungen zu dem nun größten Tätigkeitsfeld des Ortsverbandes in Herten. Wie er das alles bewältigt? "Auf gar keinen Fall alleine!" erklärt er. "Ich hatte immer tolle Mitarbeitende in den Teams und konnte mich hundertprozentig verlassen. So etwas schafft man immer nur gemeinsam." Der Blick auf den neuen Lebensabschnitt sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Ich habe immer gerne gearbeitet und werde die vielen Beziehungen zu den Menschen vermissen." Mehr Zeit für sein Hobby zu haben, Oldtimer zu pflegen und instand zu halten, darauf freut er sich. Auch die erfolgreiche Nachfolgeregelung gibt ihm ein gutes Gefühl. Nach einer gemeinsamen Übergabephase hat Marcus Willig im April die Aufgaben als Fachbereichsleitung von ihm übernommen. "Durch die gemeinsame Zeit konnte ich ihn kennenlernen und sehe das sehr positiv - er bringt tolle Kompetenzen mit." freut sich Bernd Raspel. Bei seiner Zeit bei der Caritas habe er auch viele Menschen kennengelernt, die sich ehrenamtlich engagieren. "Das ist mein Projekt für den neuen Lebensabschnitt." Beantwortet er die Frage nach seinen Zukunftsplänen. "Rückblickend bin ich für alles dankbar, das Leben hat es immer gut mit mir gemeint. Mit einem Ehrenamt kann ich das etwas zurückgeben, das ist mir sehr wichtig."