Chefarzt Prof. Dr. Boris Zernikow, Oberärztin Dr. Mandira Reuther, Diözesancaritasdirektor Dr. Christian Schmitt, Stationsleitung Nicole Eickhoff, Diözesancaritasdirektorin Pia Stapel, Pflegedirektorin Katja Schöpe, Psychologin, Andrea Beissenhirtz, Caritas-Referentin Nicole Rusche, Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz und Pflegebereichsleitung Dörte Garske (v.l.).Foto: Carolin Kronenburg / Caritas für das Bistum Münster
Kinderpalliativzentrum – das Wort allein löst Beklemmung und
Schmerz aus, Sorge, Mitgefühl, Angst. Doch wenn man die Station Lichtblicke im
Kinderpalliativzentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln betritt, ist
Leichtigkeit zu spüren. Klavierspiel vermischt sich mit Kinderlachen. Helle Töne
dominieren auch die Wandfarben. Die Gänge sind nicht lang und steril, sondern
nahezu fröhlich geschwungen. „Leid lindern und Leben gestalten“, lautet die Maxime
des multiprofessionellen Teams um Chefarzt Prof. Dr. Boris Zernikow, das im Jahr
etwa 100 Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland und der Welt versorgt.
Das haben die Diözesancaritasdirektoren Pia Stapel, Dominique Hopfenzitz und Dr.
Christian Schmitt sowie Nicole Rusche, Referentin für Palliative Versorgung und
Hospizarbeit, bei ihrem Besuch im Rahmen des Caritas-Themenjahres zur Palliativen
Kultur im Bistum Münster vor Ort erlebt.
„Was kann ein Kind noch, was ist möglich und wie kann man schöne Momente
gestalten?“, beschrieb die pflegerische Stationsleitung Nicole Eickhoff die Sichtweise
des Teams. „Die Freude im Moment, ohne den Gedanken an gleich, an morgen oder
an die Krankheit. Das ist das, was hier gelebt wird und was die Menschen, die zu uns
kommen, immer wieder begeistert“, sagte Eickhoff weiter. Sie führte die Gäste aus
Münster über die Palliativstation und die Etage der Elternzimmer und erläuterte den
familienzentrierten Versorgungsansatz. Prof. Zernikow, Oberärztin Dr. Mandira
Reuther, Dörte Garske, Bereichsleitung Pflege Kinderpalliativzentrum, sowie
Pflegedirektorin Katja Schöpe erklärten ergänzend die Besonderheiten und
Herausforderungen der Palliativversorgung durch Ärzte, Pflegefachkräfte,
Psychologen, Seelsorger und Therapeuten.
Vielen Ärzten und Familien sei gar nicht bekannt, „dass Kinder mit einer
lebensverkürzenden Erkrankung ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung einen
Anspruch auf Palliativversorgung haben“, gab Garske zu bedenken. Dabei könne bei
einer frühzeitigen Inanspruchnahme einer palliativen Versorgung oftmals noch sehr
viel Leben gestaltet werden.
Insbesondere auch im Blick auf diese Kinder bereitet Prof. Zernikow das Erstarken
rechtsextremer Tendenzen in der Gesellschaft Sorge: „Wenn man sich die
Parteiprogramme der AfD anschaut, beginnt es jetzt damit, dass Kinder mit
Behinderung keinen Zugang zu Regelschulen bekommen sollen.“ Das sei der erste
Schritt hin zu einer Sichtweise, in der Menschen mit Behinderung oder einer
lebensverkürzenden Erkrankung nicht so viel Wert sind wie andere. Wohin dieser
Weg führe, habe die Euthanasie im Nationalsozialismus gezeigt. Dass die Würde
jedes einzelnen – insbesondere auch jedes erkrankten Menschen unantastbar ist,
dafür setzt sich das gesamte Team des Palliativzentrums ein. Und für ein buntes
Miteinander: „Erkrankungen unterscheiden nicht zwischen Hautfarbe, Nationalität
und Glaube. Wir auch nicht“, ist auf einem großen Plakat im Flur zu lesen.
Besonders intensiv und berührend war auch das Gespräch des Vorstands mit
betroffenen Eltern, das von der leitenden Psychologin Andrea Beissenhirtz begleitet
wurde. „Das Kinderpalliativzentrum ist eine echte Oase, in der Menschen, die durch
die Wüste der Krankheit ihrer Kinder und des Kampfs mit den Krankenkassen viel
Energie verloren haben, Kraft schöpfen können“, sagte Dr. Christian Schmitt im
Anschluss. „Ich danke Ihnen von Herzen, dass sie die Kinder medizinisch,
pflegerisch, psychosozial und spirituell begleiten“, lautete Schmitts Dank an das
ganze Team. Besonders wichtig ist laut Dr. Schmitt, „dass hier die Eltern,
Geschwisterkinder und andere Familienangehörige einbezogen werden“.
Der Diözesancaritasverband Münster ist Miteigentümer der Vestischen Kinder- und
Jugendklinik in Datteln. Zur Caritas für das Bistum Münster gehören zwölf stationäre
Hospize, ein teilstationäres Hospiz, 35 ambulante Hospizdienste, 16
Palliativstationen und 35 ambulante Palliativdienste. Ziel des Caritas-Themenjahres
zur Palliativen Kultur ist es, auf die palliativmedizinischen und hospizlichen Bedarfe
von schwerkranken Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aufmerksam zu
machen. Weitere Informationen unter: www.caritas-bistum-muenster.de/palliative-kultur
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich – die Caritas im Bistum
Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder
Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder
psychischer Erkrankung. Unter dem Motto „Not sehen und handeln“ sind 80.000
hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz.
Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des
Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM – Katholischer Verein für
Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen
der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27
Pflegeschulen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
Info Station Lichtblicke:
8 Einzelzimmer mit barrierefreiem Zugang zum Sinnesgarten
Snoezelraum (Sinnes- und Entspannungsraum)
Großes Aquarium auf dem Stationsflur
Lebensraum mit Küche und Zugang zur Terrasse
Elterncafé
10 Elternzimmer mit Bad
www.kinderpalliativzentrum.de
009-2024 (ck) 23. Februar 2024